Unsere Philosophie

Auszug aus einem Interview mit der Eigentümerin und Gründerin Marion Hattemer

  1. Welche Gründe haben Sie dazu bewogen bzw. wie entstand die Idee, einen alten Landsitz zu kaufen und zu renovieren?
    Es war der Wunsch nach Wurzeln: Von all den Orten, an denen wir gelebt haben, haben wir Vitigliano ausgesucht, um hier alt zu werden. Nach unzähligen Umzügen in verschiedenen Ländern und dem Tod unserer Eltern wollten wir einen Ort finden, wo jeder in der Familie ein ZUHAUSE bekommt, an den unsere 4 Kinder immer zurück­kommen wollen und können. Wir wussten, nur ein wirklich historisches Gebäude kann uns das geben, und wir fanden eines, das 1000 Jahre alt ist. Drei emotionale Grund­bedingungen mussten erfüllt sein: erstens ein Anwesen mit Geschichte (hier lebte die berühmte Verrazano-Familie über viele Jahrhunderte), zweitens eine Position auf einem Hügel mit einem freien Blick in eines der für uns schönsten Naturszenarien mit Zypressen, Oliven­bäumen (wir wollten unbedingt eigenes Öl) und Weinfelder sowie drittens eingebettet in ein Land, das uns emotional berührt und erdet, nämlich Italien. Daneben gab es aber natürlich auch pragmatischen Anforderungen für ein funktionie­rendes „Leben auf dem Land“: eine kleine Gemeinde mit Infrastruktur in unmittelbarer Nähe (Greve in Chianti) UND eine kulturreiche Stadt mit Bahnhof und Flughafen (Florenz).
  2. Beschreiben Sie den Moment, in dem Sie das Anwesen zum ersten Mal sahen – was waren Ihre Gefühle, Ihr erster Eindruck?
    Noch nie habe ich eine solche Geborgenheit gefühlt – wissend, dass in den gleichen Mauern schon 1000 Jahre zuvor Frauen ihre Kinder großgezogen haben. Überall umgibt uns historische Vergangenheit: der Turm, wo einst die Verrazzanos ihr Land überblicken konnten; die Kerbe in dem Treppengeländer aus Stein, in der die Männer ihre Messer wetzten; die Jahrhunderte alten Pflastersteine vor den Häusern mit Furchen von Ochsenkarren und und und…
    Aber bei aller Romantik und Nostalgie – Vitigliano war eine Ruine und ein riskantes Projekt. Es hat uns 2 Jahre Verhandlungen gekostet, bis wir die Verträge unter­schrieben hatten, und dann über vier Jahre Renovierungszeit bis zur heutigen Fertig­stellung.
    Neben den mehr oder minder zusammengefallenen Häusern und Scheunen wuchsen hier 250 Olivenbäume, denen es nichts auszumachen schien, dass sich so lange niemand mehr um sie gekümmert hatte. Sie sind die anspruchslosesten Bäume, brauchen kaum Wasser und geben wunderbares, gesundes Öl. Ich möchte mich nicht als fleißige Bäuerin darstellen, das ließe mein Leben mit Familie und Baustelle nicht zu. Aber die Ernte und das Pressen von Olivenöl sind ein wunderbares Erlebnis; und es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, das man nicht gepanschtes und behandeltes Olivenöl hat. Es gibt eine schöne Tradition hier zur Ernte: da man es kaum schafft, alle Bäume per Hand selbst zu pflücken, kommen Leute aus dem Dorf zur Hilfe, und man teilt sich die Ernte.
  3. Wie intensiv waren Sie selbst in die Renovierung/Ausstattung eingebunden? Hatten Sie Hilfe von professionellen Architekten /Inneneinrichtern?
    Ich habe während der gesamten 4 Jahre Renovierungszeit mit meinen Kindern inmitten der Baustelle gelebt. Ich habe uns am Anfang eine kleine Einheit ausgebaut, um von hier aus alles entwickeln und Entscheidungen schnell treffen zu können sowie die Zeit auch wirklich intensiv erleben zu dürfen. Inmitten einer Baustelle zu leben ist eigentlich wie Kinder zu erziehen: immer am Limit zwischen Freude und Tränen. Die Baustelle hat mich tatsächlich geerdet, glücklich gemacht und manchmal auch zum Weinen gebracht. Und bei aller Romantik muss ich gestehen, dass ich bisweilen nicht weiß, woher wir den Mut genommen haben – es war schon riskant. Weil ich aber immer da war und jede einzelne finanzielle Verhandlung geführt habe, hatte ich zumindest das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben – sofern man das haben kann auf Baustellen. Ich habe eine wunderbare Architektin (Christina Kammereck aus Siena), die sich um alle Genehmigungen und Anträge bezüglich des im Chianti sehr rigiden Denk­mal­schutzes gekümmert hat sowie alle großen Restaurierungsarbeiten geplant und hat durchführen lassen. Die Innengestaltung habe ich selbst machen dürfen, darüberhinaus habe ich die Bau­leitung von der finanziellen Seite übernommen.
  4. Was waren die eigenen Wünsche/Ziele dabei?
    Der beste Architekt war sowieso das Haus bzw. die Ruine selbst – wir wollten gar nicht so viel verändern, denn alles hat ja einen Sinn, warum es so gemacht wurde, wie es gemacht wurde. Unsere Aufgabe war eher herauszufinden, wie alles vorher war und wie wir es schaffen, einen guten technischen Standard nach Kriterien der Nach­haltig­keit zu integrieren, ohne das es auffällt. Wir haben jetzt zum Beispiel unterbelüftete Böden, wo machbar Fußbodenheizung, Fenster nach neuesten Energiestandards, große Regenwasserzisternen und sogar biologische Abwasserfiltration. Unterschätzt haben wir tatsächlich, dass es nicht nur ein „Haus“ ist, sondern ein unab­hängiges „Dorf“ ist, für das man eine entsprechende Energie- und Wasserversorgung, ein ausgeklügeltes Abwassersystem und auch ein funktionierendes Internet (fast am schwierigsten bei bis zu 1m dicken Steinwänden!) braucht. Obwohl ich eigentlich etwas ganz anderes studiert habe, fand ich es beglückend, einmal im Leben all meine Ideen und Wünsche verwirklichen zu dürfen. Ich habe Vitigliano aus seinem Dornröschenschlaf geholt und mich bei der Gestaltung vorwiegend von meinem Gefühl leiten lassen.
  5. Gab es (unvorhergesehene) Probleme oder Hürden bei der Renovierung?
    Das Unvorhergesehene war, dass alle Schubladen zu italienische Baustellen nicht eingetroffen sind. Die Gemeinde hat uns in allem unterstützt, die Bürokratie ist wie überall hoch, aber unbestechlich. Schwierig war es sicherlich, die rigiden Bauauflagen des Denkmalschutzes in Florenz zu berücksichtigen und zu überwinden.
    Aber meine Handwerker haben einen zuverlässigen, tollen Job gemacht, mir Italienisch beigebracht und mich nebenbei auch viel über das Leben gelehrt. Ich empfinde großen Respekt vor ihnen. Ich habe das Haus gekauft, um Wurzeln zu finden und bin ganz nebenbei von meinen Handwerkern geerdet worden.
  6. Wie würden Sie den Einrichtungsstil in eigenen Worten beschreiben?
    Ich wollte Räume, die überraschen – die aus Elementen bestehen, die man nicht kaufen kann. Ich wollte, dass man die Handarbeit der Menschen erkennt, mit denen ich hier seit Jahren zusammen arbeite. Ich wollte Materialien verwenden, die Hunderte von Jahren alt sind und hier wieder Verwendung finden.
    So habe ich aus einer alten Villa in Florenz die Treppenstufen bekommen und hier einfügen lassen. Das Holz der alten Weinfässer (Steineiche) habe ich zu Parkettboden verarbeiten lassen. Ein großer Treppen­absatz (Serenastein) wurde eine Außenbank, mein alter Dachbalken wurde zum Bartresen, aus alten bemoosten Steinen wurden Daybeds am Pool und Marmor­platten aus einer Metzgerei dienten als Liegeflächen.
    Alle Schränke sind keine Einbau­schränke aus der Massenproduktion, sondern indivi­duell vom Schreiner gefertigt.
    Ich habe viele Möbel von Flohmärkten oder in Auktionen gekauft und sie dann im Vitigliano-Stil (Farbe greige und gealtert) aufarbeiten lassen. In Italien findet man noch viel einfacher alte Materialien und Dinge und Restaurateure, die bezahlbar sind.
    Dazu habe ich klassische Möbelstücke hinzugefügt, die ich schon immer schön fand, z.B. aus der Bauhaus­zeit.
    Bei den Betten waren wir dann kompromisslos und haben uns für beste Box­spring­betten entschieden. Meine Lieblingsstoffe kamen schon immer von Designers Guild. Und bei den Bädern habe ich mich für Marmor entschieden, weil er hier in Carrara, also keine 2 Stunden entfernt, abgebaut wird.
  7. Welches ist Ihr Lieblingsplatz/-zimmer und warum?
    Das ist mein „Wellnesshaus”.
    Viele Hotels profilieren sich heute über ein Wellness Center, das oft wie eine Mogelpackung ist. Die Rezeption ist noch wunderschön, aber dann endet man in einem kleinen Behand­lungsraum ohne Fenster und Blick auf einer schmalen Liege und soll sich entspannen.
    Einmal habe ich in Thailand erlebt, dass ich in einem großen Raum mit einer entspannenden Atmosphäre liegen durfte. Das war mein Vorbild: Ich habe eine ganze Scheune umbauen lassen mit Whirlpool, offenem Kamin und einem Rückzugsbereich. Ein Ort, den man auch jenseits von Behandlungen nutzen kann mit seinem Partner oder Freundinnen zur Kontemplation oder Selbstanwendung von spezifischen Produkten.
  8. Fällt Ihnen sonst noch eine nette Anekdote zu Ihrem “Projekt” Vitigliano ein?
    Unsere Anekdote ist deswegen eine, weil sie eine Erfahrung ist, die sich immer wieder wiederholt – unabhängig von den Menschen, denen wir sie erzählen. Wenn wir Menschen über unser Projekt erzählen, reagieren sie alle ähnlich. Sie beneiden uns, ohne dass sie Neid empfinden. Vielleicht ist es deshalb niemals Neid, weil jeder die Toskana liebt und sie keinen Promi-Faktor hat. Und es kommt uns immer ehrliches Interesse und Bewun­derung entgegen mit dem Wunsch, auch den Mut dafür zu haben.
    Ich möchte jedem Mut machen, es einfach zu probieren. Ich sage nicht (gemäß dem amerikanischen Traum), dass alles möglich ist, wenn man es will. Aber ich habe im Leben gelernt, dass wenn man es möchte, sich auch immer Hände anbieten, die man ergreifen kann – wenn man es zulassen kann. Das ist dann auch die Peinlichkeit, eine Sprache nicht zu beherrschen und ganz oft einfach um Hilfe bitten zu müssen und auch mal Schubladen nicht zumachen zu dürfen.
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